Bali - Cocos Keeling

Unser Start war ursprünglich für den 25.09. vorgesehen. Da sich aber ein Großteil der Flotte für einen längeren Aufenthalt aussprach, wurde uns von World Cruising ein Tag mehr auf Bali gegönnt!
Über Bali selber will ich nicht viel sagen. Es gibt dort viel Licht und Schatten. Große Teile der Insel sind durch den Massentourismus ziemlich verschandelt. Um das ursprüngliche Bali zu sehen, braucht man mehr Zeit als wir zur Verfügung hatten. Ich denke Tschäggi wird etwas ausführlicher berichten.
Die Insel
Die "Schöne" Der "Böse"
Tempel auf Bali Einkaufsmeile vor dem Tempel

Also - Start am Sonntag 26.09. um 12:00 Uhr. Thomas hatte während des Aufenthalts unser SSB- Gerät (Kurzwellensender) zur Reparatur gegeben. Die Sende- und Empfangleistung war nicht so toll. Und das Ding wurde einfach nicht fertig! Dann kam der Sonntag morgen und wie verabredet taucht um 10.00 ein Typ aus der Werkstatt auf - und was hat er natürlich nicht dabei - unser Funkgerät. Morgen früh wird es fertig, so sagt er uns mit einem Lächeln im Gesicht. Als wir ihm dann begreiflich machen, das wir in zwei Stunden segeln wollen, vergeht es ihm. Wir schicken ihn los das Funkgerät zu holen - in welchem Zustand auch immer. Und tatsächlich taucht er knapp eine Stunde später mit dem Gerät und einem anderen Mechaniker wieder auf - und nun heißt es:es ist repariert!? Fieberhaft wird das Gerät nun wieder angeschlossen, doch den Start um 12.00 schaffen wir natürlich nicht. Um 12.30 springen die beiden Mechaniker von Bord, da springt unser Motor nicht an. Die Ursache ist schnell gefunden: Luft in der Dieselleitung. Während unseres Aufenthaltes wurde der Dieselfilter gereinigt und beim Zusammenbau muß man den Filter wohl erst mit Diesel füllen, bevor man ihn wieder einbaut. Das wurde leider vergessen bzw. man hat es nicht gewußt. Bis der Motor wider anspringt vergeht noch einmal ca. eine Std. und bis wir dann endlich an der Startlinie sind, ist es 14.00 Uhr. Von den anderen Schiffen war schon nichts mehr zu sehen. Benoa (unser Hafen) liegt auf der Südostseite von Bali und Cocos Keeling ziemlich genau westlich. Also müssen wir erst ein paar Schläge machen bis wir um die Südspitze herum sind und unseren endgültigen Kurs anlegen können. Mit dem Wind sieht es recht gut aus. Beim Start weht er mit ca. 5 Windstärken aus Südost (Hurra, der Passatwind ist da) und unsere Vegewind legt sich mächtig ins Zeug. Wie ich schon im letzten Bericht erwähnte haben wir das Boot in Darwin einem neuen Unterwasseranstrich unterzogen - und der Unterschied zu vorher ist gewaltig. Wir machen ca. 2 Knoten mehr Fahrt. Das wird uns ein paar Tage auf See sparen und vielleicht sind wir jetzt auch mal wieder in der Lage, vorne mitzusegeln. Leider ist der angekündigte neue Spinnaker immer noch nicht da - vielleicht auf Mauritius.

Am frühen Abend kommen die ersten beiden Boote der Flotte (insgesamt 9 Boote), nämlich die Hornblower und die Distant Drum in Sicht. Die beiden werden von uns   allen scherzhaft der 'Katamaran' genannt, weil sie immer in Sichtweite zusammen segeln. Über UKW hören wir von der Risque, daß sie Fischerboote auf ihrem Radarschirm haben die nicht beleuchtet sind, als wir sie in Sichtweite haben. Und wirklich um 21.15 sehe ich in 50-100 m Entfernung neben uns auch so ein Teil schemenhaft auf den Wellen tanzen. Wenn es direkt vor uns gelegen hätte, wäre es uns wahrscheinlich eher aufgefallen, da man sich doch mehr auf den Bereich voraus konzentriert - aber wer weiß. Leider ist der Mond noch nicht aufgegangen, der hätte uns wenigstens etwas Licht gegeben.

Wir haben auf Bali ein neues Crewmitglied bekommen, eine 25jährige Engländerin, die sich zur Zeit auf einer Weltreise befindet.Sie hat auf Bali von der Millennium Odyssee gehört und bei uns eine Mitfahrgelegenheit erst mal bis auf Mauritius bekommen. Ihre bisherige Segelerfahrung besteht aus einem 3 Tage Törn durch die Whitsunday Islands. Das ist eine Inselgruppe an der Ostküste Australiens. Da sie sich dort immer nur in geschützten Gewässern aufgehalten hat wird ihr jetzt doch ein wenig flau im Magen. Unsere Wacheinteilung sieht folgendermaßen aus: Bernd und Tschäggi, Sandra und ich sowie Thomas und Hannah. wir gehen drei Std. auf Wache und haben dann 6 Std. frei.

Wir diskutieren bzw. kalkulieren (soweit das beim Segeln überhaupt geht) auch schon mal unsere jetzige Etappe. Vor uns liegen ungefähr 4100 sm, die wir in max. 40 Tagen zurücklegen müssen. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Kn. wären das ca. 34 Seetage. Bei 6 Kn wären es nur noch 29 Tage. Nach unseren bisherigen Erfahrungen wird es wohl irgendwo dazwischen liegen. Das bedeutet, das wir nicht so sehr viel Zeit für Cocos Keeling haben werden um nicht Gefahr zu laufen, zu spät auf Mauritius anzukommen. Momentan läuft es gut. Wir liegen mit unserem Kurs etwas südlicher als auf der direkten Linie weil wir hoffen, dort etwas mehr Wind zu bekommen. Das bleibt auch so bis Montag nachmittag. Dann legt der Wind nochmals eine Schüppe drauf und wir werden schnell wie noch nie. Auf unserem Geschwindigkeitsmesser steht ziemlich konstant eine 11 vor dem Komma . Ein bißchen Pech haben wir aber leider - wir haben die Strömung gegen uns. Nur etwa 1 Kn., aber immerhin. Statt 10 Kn. über Grund 11 oder mehr zu haben, das wäre es doch. Leider müssen wir bei diesem Speed die Luken dicht machen bis auf das Sky Light im Salon. So wird es ganz schön warm im Schiff. Vor dem Dunkelwerden holt Tschäggi noch unsere Angelleinen herein und siehe da, es hängt ein kleiner Thunfisch daran und keiner hat es gemerkt. Genau die richtige Größe für sechs Leute.

Wir fliegen durch die Nacht und um 7.00 morgens tauchen vor uns die Segel der Alparena auf. 11 Std. vorher lag sie noch 20 sm vor uns. Gegen 11.00 überholen wir sie und es gibt eine kleine Fotosession auf hoher See. Der Wind hat mittlerweile ein  wenig nachgelassen auf 5 Bft, aber wir fahren immer noch 10 Kn. über Grund. Die Strömung ist jetzt leicht mit uns. Um 12.00 gibt es den täglichen Rundruf (Rollcall), bei dem alle Boote ihre derzeitige Position sowie Windrichtung und -Geschwindigkeit angeben müssen. Dabei erfahren wir, daß Risque und Company ca. 20 sm vor uns liegen. von Future und Taratoo kriegen wir die Positionen leider nicht - aber die beiden werden ziemlich weit vor uns sein. Harmonie haben während der Nacht auch überholt, aber leider nicht in Sichtweite. Abends sind Thomas und Hannah mit kochen dran, und das gibt ihr den Rest. Nach 10 Min. Gemüse schneiden wird ihr so übel daß sie an Deck muß und ein paar Pillen nimmt. Das essen wird trotzdem super (der geangelte Fisch). Thomas macht ein Fischcurry daraus, vergißt aber den Curry reinzutun. So wird ein Ingwerfisch daraus - ganz hervorragend. Die Alparena
Die Alparena hinter uns

 

Mittwoch morgen um 00.30 Uhr(Sandra und ich haben gerade Wache), sehe ich direkt vor uns ein Licht. Vermutlich Company, da Risque etwas weiter südlich lag. Als wir dann um 09.00 Uhr zur nächsten Wache erscheinen, bekommen wir die Bestätigung und haben sie mittlerweile ca. 1 sm hinter uns. Unser Auftauchen hat eine ziemliche Aufregung bei ihnen und bei der Risque verursacht. Mit uns haben sie überhaupt nicht gerechnet. Risque liegt noch 2 sm vor uns, allerdings 10 sm südlicher – also außer Sichtweite. Sie hören mit wie wir Company über UKW anrufen und sprechen anschließend mit uns. Sie sind fassungslos! Wir befürchten, daß sie jetzt das Letzte aus ihrem Schiff herausholen werden. Der Rollcall meldet Futuro 120 sm und Taratoo 90 sm voraus. Mittags segeln wir ca. 20 – 25 sm südlich an Chrismas Island vorbei ohne es zu sehen. Die Sicht ist nicht so besonders toll – etwas diesig. Kurz zuvor kommen uns zwei Frachter in die Quere. Sie kommen vermutlich aus Perth, an der Westküste Australiens gelegen, und fahren nach Norden.

Donnerstag morgen ereilt uns ein kleines Malheur. Um 7.00 Uhr (ich bin gerade eingeschlafen) klingen aufgeregte Rufe durchs Schiff und die Segel flattern im Wind. Uns ist mal wieder das Steuerseil gerissen. Da wir jedoch mittlerweile Übung darin haben die Notspinne einzubauen, geht es aber direkt weiter. Hannah schaut ein wenig verstört – sie denkt wohl das Schiff geht gleich kaputt – aber wir können sie beruhigen. Die Vegewind ist nicht das schönste oder modernste Schiff der Flotte, dafür aber wahrscheinlich das stabilste. Beim Rollcall heißt es dann Futuro 150 sm, Taratoo 120 sm voraus, Risque ist höher an den Wind gegangen (um mehr Geschwindigkeit zu erreichen) und liegt jetzt noch weiter südlich als gestern. Ich vermute, sie wollen so schnell wie möglich auf einen Kurs kommen wo sie ihre Spinnaker einsetzen können - denn dann haben wir keine Chance mehr. Dieser Plan kann aber auch nach hinten losgehen. Falls der Wind und die Wellen so bleiben, genügt der geringste Steuerfehler und der Spi wickelt sich um das Vorstag. Riskant. Riskant. Aber wer will schon von einem schwimmenden Güterzug geschlagen werden. Company liegt knapp hinter uns – ca. 13 sm. Mit ihr werden wir im Kampf um den 4. Platz noch zu rechnen haben. Ab 14.00 Uhr haben wir auch unser Steuerrad wieder zur Verfügung, obwohl sich das Schiff auch sehr gut mit der Pinne steuern läßt.

Egal wie es noch weiter geht, die letzten 240 sm dieser Fahrt werden in die Geschichte der Vegewind eingehen. 900 sm über Grund in 4 Tagen ! Es wird lange dauern bis das noch einmal erreicht wird. Leider läßt der Wind im Laufe der Nacht auf Freitag etwas nach und dreht ein bißchen nach Osten. Das bedeutet, wir müssen wahrscheinlich noch mal halsen – es sei denn wir gehen platt vor den Wind. Freitag mittag beim Rollcall die große Überraschung. Die Risque liegt ca. 15 sm hinter uns, Company ist auch noch etwas zurückgefallen. Und nur noch 70 sm bis zum Ziel. Wir könnten es schaffen, als Dritter die Ziellinie zu überqueren. Um Punkt 18.00 Uhr sichte ich Cocos Keeling. Wir können gerade noch unser Abendessen einnehmen, dann stehen wir auch schon sehr nahe davor und müssen halsen, da wir etwas zu weit nach Süden gesegelt sind. Wir haben so ca. eine halbe Stunde verschenkt.Gegen 19.30 Uhr geht es dann über die Ziellinie.

Die Einfahrt in das Atoll liegt im Norden was für uns bedeutet, daß wir kurzfristig ziemlich hoch am Wind segeln müssen. Da bekommen wir erstmal richtig zu spüren wie stark der Wind wirklich ist, der uns da in Rekordzeit hergetrieben hat. Wir (die Stammbesatzung) kennen das Phänomen ja, daß man den Wind nicht so stark empfindet auf einem Kurs wo er von hinten auf das Schiff trifft, aber Hannah als Segelneuling bekommt riesengroße Augen. Mit Etwas Mühe (mittlerweile ist es dunkel) gelangen wir zu unserem vorgesehenen Ankerplatz. Während wir das Schiff klarmachen tauchen auch die Lichter der Risque auf und ca. eine Stunde danach liegt auch die Company vor Anker. Als wir dann am nächsten morgen aufwachen, sind auch die Alparena und die Harmonie eingetroffen. Bis auf den Katamaran Hornblower und die Distant Drum sind damit alle da. Die beiden werden für die nächste Nacht bzw. Sonntag morgen erwartet. Thomas hat die exakte Entfernung ausgerechnet. Es waren 1179 sm, die wir in 5 tagen und 6 Stunden zurückgelegt haben. Das macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 9 Knoten. Es wäre schön, wenn wir einen ähnlich starken Wind für den Törn nach Mauritius hätten.

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